TAG 7, 04. FEBRUAR - BEGEGNUNGEN IM SACRED VALLEY
Ich habe mittlerweile den Eindruck, dass ich hier jeden Tag gleich beginne. Aber auch das war wieder ein richtig schöner Tag.
Wir wurden um halb neun von Graham, unsrem Guide für heute, am Hotel abgeholt. Er ist Amerikaner, Architekt, ein Freund des Hotelbesitzers in Ollantaytambo und lebt selbst seit 5 Jahren in Peru. Ein wirklich netter Kerl.
Und so ging es dann los durch das heilige Tal der Inkas bis nach Ollantaytambo. Mit seinen fruchtbaren Böden und dem angenehm milden Klima war das tief in die Berge eingeschnittene Tal des Urubambaflusses zwischen Ollanta und Pisaq für die Inkas von großer Bedeutung. Feldbauterrassen ziehen sich durch die Berghänge bis in schwindelnde Höhen hinauf, um jeden Fleck der ertragreichen Erde zu nutzen.
Dieser Terrassenbau ist eine der herausragenden und augenfälligen Kulturleistungen der Inka. Erst durch die Terrassierungen, die bis auf 4.500 m Höhe reichen, konnte ausreichend landwirtschaftliche Nutzfläche geschaffen werden, um die Bevölkerung des Hochlands zu versorgen.
Unser erster Stopp führte uns nach Chinchero auf eine Höhe von erneut 4.200m. Um zu der dortigen Kirche zu gelangen, hieß es erst einmal wieder Treppen steigen. Und waren nicht die letzten Stufen für den heutigen Tag…. Das ganze Hochplateau, auf dem Chinchero und auch Cusco liegen, ist ganz grün bewachsen und voll mit Kühen und Schafen. Also keine Lamas und Alpakas mehr zu sehen.
Von Chinchero aus fuhren wir durch Maras zu den Terrassen von Moray. In Form eines Amphitheaters angelegt, kann sich heutig niemand so richtig den Zweck dieser Terrassen zu Zeiten der Inka vorstellen. Wir liefen hinunter zum Mittelpunkt der Terrassen, um die ganze Anlage auf uns wirken zu lassen. Hier sind mir auch das erste Mal in Peru wild wachsende Blumen aufgefallen. Das hatten wir bisher an keiner der vorherigen Stationen.
Alles schön und gut, einen großen Nachteil hatte dieser schöne Ort – wir mussten auch wieder nach oben. Erst über die primitiven Steintreppen aus Fels. Deren Abstand war ganz schön groß, so dass ich bezweifle, dass die Inkas ohne weitre Zwischenstufe da hoch gekommen wären (so groß waren die Inkas ja auch nicht). Und dann mussten wir einen langen Weg nach oben gehen, der aus weiteren Treppen bestand. Während Jan und Jens noch einen weiteren Hügel erklommen, bin ich beim Heraufgehen des normalen Weges schon fast gestorben. So anstrengend war das. Aber irgendwann kam selbst ich da oben an.
Unser nächster Stopp führte uns nach Salinas, einer riesigen Salzgewinnungsanlage der Inkas. Auch heute noch versorgt sie die gesamte Region rund um Cusco mit Salz. Wirklich beeindruckend. Dort probierten wir auch den gerösteten peruanischen Mais und nahmen gleich ein paar Packungen davon mit als Wegzehrung.
Der weitere Weg führte uns durch das wunderschön grüne „Valle Sagrado“ direkt nach Ollantaytambo. Seit der Inkazeit hat der kleine verschlafen wirkende Ort seinen Grundriss so gut wie nicht verändert. Er gilt als einer der ältesten ständig bewohnten Orte Südamerikas. Ein wirklich niedliches kleines Städtchen, das eigentlich nur aus einer Hauptstraße, der natürlich unverzichtbaren Plaza de Armas und vielen kleinen Gässchen besteht.
Interessant war zu erfahren, dass wohl in Zukunft der Zug zum Machu Picchu wohl nicht mehr direkt ab Cusco sondern erst ab Ollantaytambo abfahren soll. Was aus dem Ort wohl ein richtiges Touristenzentrum machen wird. Auch wenn die Stadt momentan noch versucht, dass alles in den Händen der einheimischen Bevölkerung bleibt und Zugezogene hier kein Land erwerben dürfen, wird sich der Ort wahrscheinlich in nächster Zeit ziemlich verändern. Schön, dass wir noch vor dieser Zeit hier gewesen sind!
Was wir auch heute wieder für ein Glück mit dem Wetter hatten. Das alles wäre wieder nur halb so schön gewesen, wenn der Himmel nicht so schön blau gewesen wäre.
In Ollantaytambo angekommen, bezogen wir erst einmal unser Hotel und aßen dort zu Mittag. Das „KB Tambo“ ist ein nettes kleines Hostal, das sehr authentisch wirkt und einen wunderschönen, mit Blumen bewachsenen Innenhof hat. Und beim Mittagessen hatten wir besten Panoramablick auf das Treiben auf der Hauptstraße.
Nach dem Mittagessen holte uns Graham wieder ab und machte mit uns eine Stadtführung durch die kleinen Gässchen. Wirklich ein schöner Ort. Schließlich hielten wir in einer Chinceriha, einer Art Kuhstall, wo die Nachbarn zusammensitzen und Weizenbier trinken. Und so saßen wir schließlich umringt von Peruanern in dem Kuhstall und Jan und Jens kosteten von dem Bier. Das war wieder einmal eine nette Begegnung. Klar, die Leute waren genauso neugierig auf uns, wie wir auf sie. Besonders zwei Omis in traditionellen Kostümen und ohne Zähne waren ganz fasziniert. Die von uns gemachten Photos wollten sie unbedingt auch haben. Und so tauschten wir mit Graham E-Mail Adressen aus, damit wir die Bilder im Anschluss an unsere Reise mailen können.
Zur Krönung wurde Jan auch noch mit Weizenbier „getauft“, das Wechselgeld fiel in den Bierkrug, als Entschädigung bekam er einen neuen Krug, den er trinken musste und auf dem Fernseher lief in Dauerschleife eine DVD mit der Musik einer ganz grässlichen Sängerin, die die Anwesenden aber ganz toll fanden. Und wir amüsierten uns köstlich darüber.
Nach einer kurzen Stippvisite in Grahams Büro, gingen wir weiter zu der Ruinenanlage von Ollantaytambo. Von dieser strategisch wichtigen Stelle im Heiligen Tal aus, ließ sich die gesamte Gegend kontrollieren. Auch nach dem Eindringen der Spanier in das Reich der Inka, wurde diese Festung weiter ausgebaut und diente den letzten Inka als Bastion gegen die die Eroberer vergeblich anstürmten. Ollantaytambo hatte aber auch eine wichtige religiöse Bedeutung, denn hier wurden die Herzen der toten Inkaherrscher bestattet.
Und schon wieder hieß es Treppen steigen. Wenn ich mir vorstelle, dass die Inkas damals mit zum Teil über 50 Tonnen schweren Steinquadern diese Stufen hinauf gelaufen sind… Wahnsinn. Ich war tapfer und lief hoch zum Plateau – selbstverständlich ohne Steinquader auf dem Rücken – und überließ es den beiden Jungs auch noch den nächsten Berg zu erklimmen.
Währenddessen setzte ich mich noch einmal vor unser Hostal und schaute mir das bunte Treiben auf der Straße an.
Abends aßen wir in unserem Hotel. Aber plötzlich tat mir mein rechtes Auge so weh, dass ich gar kein Licht mehr ertragen konnte.